:: English :: Deutsch ::

Wenn Sie mehr erfahren möchten, kommen Sie zu ProHealth und informieren Sie sich:
Mo - Fr 9:00 - 12:00

Startseite » Themen/ReferentInnen

Mag.a Dr.in Sonja Novak-Zezula

(Foto: Fischer)

Referenzprojekte zum Thema Gesundheit und Migration



Abstract: MigrantInnen und das österreichische Gesundheitssystem

Zunehmende Migration und daraus resultierende ethnische/kulturelle Heterogenität sind für Europa eine sozial notwendige und irreversible Realität. Eurostat (2008) prognostiziert für den Zeitraum von 2008-2060 einen Rückgang der jährlichen Anzahl der Geburten und gleichzeitiges Ansteigen der jährlichen Todesrate, wobei ab 2015 die Mortalität die Geburtenrate übersteigen wird. Positive Netto-Migration (d.i. mehr Zu- als Abwanderung) ist bei dieser Prognose der einzige Faktor für Bevölkerungswachstum.

Migration kann als Ressource und Potenzial für Innovation und ein ökonomisch erfolgreiches und sozial stabiles Europa betrachtet werden. Gesundheit ist dafür sowohl eine Voraussetzung als auch ein Ergebnis.
Noch ist die Wissenslage über Zusammenhänge zwischen Migration und Gesundheit dürftig. Bekannt ist der „healthy migrant effect” - MigrantInnen der ersten Generation sind gesünder als die Durchschnittspopulation des Aufnahmelandes - der auf eine migrationsspezifische Selektion zurückgeführt wird: Man begibt sich jung und gesund auf die Reise in ein anderes Land. Dieser Effekt verschwindet mit der Zeit, d.h. mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Aufnahmeland schrumpft dieser „Gesundheitsvorteil” dramatisch (Mackenbach et al. 2005). Erklärt wird das u.a. auch durch die Auswirkungen einer sozioökonomisch oft benachteiligten und gesellschaftlich marginalisierten Lebenssituation und schlechteren Zugängen zur Gesundheitsversorgung. Der Zugang zum Gesundheitswesen ist in der Praxis für viele MigrantInnen beschränkt. Dazu tragen nicht nur Bildungs- und Sprachdefizite bei, sondern auch interkulturelle Missverständnisse und mangelnde Weiterentwicklung von Gesundheitseinrichtungen, die noch ungenügend Erfahrung mit kultursensiblen Betreuungsansätzen haben.
Probleme innerhalb der gesundheitlichen Versorgung sind nachgewiesen. Diese entstehen oft durch Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede, mangelnde Kenntnisse über das Versorgungssystem auf Seite von MigrantInnen, sowie mangelnde Kenntnisse über kulturell spezifische Bedürfnisse auf Seiten der Versorger.
Wie kultursensible und migrantenfreundliche Gesundheitsversorgung funktionieren kann, zeigte die Initiative „Migrant-Friendly Hospital”, an dem zwölf Spitäler aus unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten teilnahmen, darunter das Kaiser Franz Josef Spital in Wien. Im Rahmen dieses Europäischen Projekts arbeiteten Krankenhäuser in Kooperation mit internationalen ExpertInnen an der Entwicklung von Modellen guter Praxis für die Versorgung von MigrantInnen. Richtlinien wurden erarbeitet für Organisationsentwicklung hin zu einem „Migrantenfreundlichen Krankenhaus”, das MigrantInnen und Angehörige ethnischer Minderheiten als prinzipiell Gleiche anerkennt, kulturell unterschiedliche Bedürfnisse akzeptiert und versucht, Benachteiligungen von MigrantInnen, die durch Sprachprobleme, Unkenntnis des Systems o.ä. entstehen, auszugleichen. Im Rahmen des Projekts wurde auch ein Fragebogen zur Einschätzung von „Migrantenfreundlichkeit” (MFQQ) entwickelt und in zwei Erhebungen eingesetzt.
Die Projektergebnisse zeigen, dass vor allem Investitionen in verbesserte Kommunikation durch Dolmetscher - und Mediationsdienste, Empowerment von migrantischen PatientInnen durch bessere und zielgruppenorientierte Information, und Mitarbeitertrainings in interkultureller Kompetenz wichtig sind. Diese Maßnahmen verbesserten nicht nur die Versorgungsqualität für PatientInnen, sondern entlasteten auch das Personal.

Unterlagen zum Impulsreferat (Größe: 1.6M)

Bericht vom Workshop

Dipl.-Soz.Wiss. Ramazan Salman

Kurz-Biographie

Ramazan Salman, Dipl. Sozialwissenschaftler, Medizinsoziologe, wurde 1960 in Istanbul geboren und ist als Kind von Arbeitsmigranten im Jahre 1966 nach Deutschland gekommen. Er ist der Mitgründer und Geschäftsführer des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. Seit 2003 leitet er das größte Gesundheitsförderungsprogramm für Migranten in Europa - das MiMi-Gesundheitsprojekt in 52 Städten und Kreisen in 10 Bundesländern für den BKK Bundesverband.
Seit 2004 ist Salman berufen in den Bundesarbeitskreis Migration und öffentliches Gesundheitswesen, seit 2006 Berufung in die Integrationsgipfel der Bundesregierung und Mitglied des Forums Integration der Bundesregierung.
2006 wurde Ramazan Salman durch die Internationale ASHOKA Gesellschaft für seine Leistungen und Errungenschaften im Bereich der Gesundheitsförderung bei Benachteiligten als Sozialunternehmerpersönlichkeit („Social Entrepeneur”) ausgezeichnet. 2008 folgte die Auszeichnung als „Sozialunternehmer des Jahres” (Social Entrepreneur of the Year) durch die internationale Schwab-Foundation. Im Jahre 2008 wurde er in das „Committee of Experts on Mobility, Migration and Access to Health Care” des Europarats berufen. 2009 erhielt er das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland für Verdienste zur Integration in Deutschland.
Salman ist Gründungsmitglied der Deutsch-Türkischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosoziale Gesundheit e.V. (1995) und im Sprecherkreis des Referats Transkulturelle Psychiatrie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie (seit 1999), Erster Vorsitzender des Instituts für transkulturelle Betreuung e.V. (seit 1996) und Mitglied des Klinischen Ethik-Komitees der Medizinischen Hochschule Hannover.
Salman hat über 50 Artikel und 7 Praxishandbücher veröffentlicht und ist Herausgeber der Fachbuchreihe „Forum Migration Gesundheit Integration”. Er ist darüber hinaus tätig als politischer Berater, Dozent und Coach für Interkulturelle Kommunikation und in der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften.

Aktuelle Publikationen (ab 2008 bis heute)

  • Salman, R. & Hegemann, T. (Hg.). (2010).  Handbuch Transkulturelle Psychiatrie, Bonn: Psychiatrie-Verlag
  • Salman, R. (2010). Islamkonferenz und Integrationsgipfel in Deutschland - eine Zwischenbilanz. In: Almanya ve Türkiye'de Entegrasyon ve Dinlerarasi Diyalog -  Örnekler ve Sorunlar. Ankara: Konrad-Adenauer-Stiftung Türkei.
  • Salman, R. Harms, M. & Bödeker, W. (2010).  Interkulturelles Betriebliches Gesundheitsmanagement: Konzept und praktische Erfahrungen. In: Fehlzeiten-Report 2010. Heidelberg: Springer.
  • Salman, R. & Weyers, S. (2010). MiMi Project - With Migrants for Migrants. In: Koller, Theadora (Hg). Poverty and Social Exclusion in the WHO European Region: Health Systems Respond. Venedig, Rome: WHO Europe.
  • Salman, R. (2010) . Kultursensible Prävention. Migration und interkulturelle Kommunikation in der Suchthilfe. In: Konturen. Fachzeitschrift zu Sucht und sozialen Fragen. Ausgabe 5/2010. Bad Orb: DO Suchthilfe.
  • Salman, R. & Ngassa Djomo, K. (2009). Migration, Integration und Gesundheit in Deutschland. In: Gesemann, F. & Roth, R. (Hrsg.)., Lokale Integrationspolitik in der Einwanderungsgesellschaft - Migration und Integration als Herausforderung von Kommunen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 555-572.
  • Salman, R. (2009). Männliche Migranten im Zwiespalt - &Uml;ber die klippenreiche Reise zu neuen Männlichkeiten und zur Notwendigkeit interkultureller Suchthilfe. In: Jacob, J. & Stöver, H. (Hrsg.). Sucht und Männlichkeiten: Entwicklungen in Theorie und Praxis der Suchtarbeit. Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden.
  • A’Walelu O., Gerken, U., Machleidt, W., Salman, R., Walter, U., Krauth, C. (2008). Kosten und Kosteneffektivität der Zugangswege zur Förderung des Gesundheits- und präventiven Verhaltens von Migranten. Gesundheitswesen 2008; 70(08/09): DOI: 10.1055/s-0028-1086262.
  • Bondar, A., Walter, U., Krauth, C., Salman, R. & Machleidt, W. (2008). Suchtprävention ohne Migrantinnen? Wege zu einem gemeinsamen Handlungsansatz. In: Borde, Th. & David, M. (Hrsg.). Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt. Frankfurt am Main: Mabuse Verlag. 97-106.
  • Gerken, U., Salman, R., Krauth, C., Machleidt, W., Bisson, S., Kimil, A. & Walter, U. (2008). Von muttersprachlichen Präventionsberatern werden Migranten besser erreicht. In: Public Health Forum. 59 (16). 20-21.
  • Gerken, U., A’Walelu, O., Bisson, S., Krauth, C., Salman, R., Machleidt, W., et al. : Erreichbarkeit von russisch- und türkischsprachigen Migranten über Informationsveranstaltungen mit Zugeh- und Kommstruktur zum Thema Suchtprävention. Gesundheitswesen 2008; 70(08/09). DOI: 10.1055/s-0028-1086273.
  • Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA) (Hrsg.). (2008). Gesund arbeiten. Ein Wegweiser für Gesundheit im Betrieb. Unter Mitautorenschaft von: Salman, R.. Essen.
  • Kimil, A. & Salman, R. (2008). Sozialpsychiatrische Versorgungssituation von Migrantinnen und Migranten in der Region Hannover. Eine Studie der Fachgruppe Migration und Psychiatrie. Aus der Reihe: Region Hannover. Team Gemeindepsychiatrie als Geschäftsführung des Sozialpsychiatrischen Verbundes (Hrsg.), Sozialpsychiatrische Schriften. Band 2.
  • Robert Koch Institut (Hrsg.). (2008). Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Migration und Gesundheit. Unter Mitautorenschaft von: Salman, R.., Hohmann, T., Berlin.
  • Salman, R. & Hegemann, Th. (2008). Zugangsbarrieren überwinden: Förderung interkultureller Kompetenz im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens. In: Weiterbildung. Zeitschrift für Grundlagen, Praxis, Trends. 3. 32-35.
  • Salman, R. (2008). Interkulturelle Gesundheitsmediatoren - Aufbau eines sich langfristig selbsttragenden Systems. Begleitstudie zum MiMi-Gesundheitsprojekt in Hamburg. Aus der Reihe: Salman, R., Hegemann, Th., Machleidt, W. & Collatz, J. (Hrsg). Forum Migration Gesundheit Integration. Band 5. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung.

Unterlagen zum Impulsreferat (Größe: 148K)

Bericht vom Workshop

DSA Rosaline M’bayo

Kurz-Biographie

47 Jahre, aus Sierra Leone. Ich lebe seit 1986 in Berlin, und bin Mutter von drei Kindern, zwei Töchter und ein Sohn im Alter von 24, 18 und 13 Jahren. Von Beruf bin ich Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialarbeiterin. Seit zehn Jahren arbeite ich als Koordinatorin des Projekts „Afrikaherz” Gesundheits- und Sozialberatung für afrikanische MigrantInnen bei VIA-Verband für interkulturelle Arbeit, Regionalverband Berlin/Brandenburg e.V.

Abstract: Die Bedeutung von Gesundheit für MigrantInnen

Vortrag „Konzepte von Gesundheit und Krankheit und die medizinische Versorgung von afrikanischen MigrantInnen”

In vielen afrikanischen Gesellschaften existieren kulturell konstituierte Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit, die über den naturwissenschaftlichen Krankheitsbegriff und die Körper-Geist-Trennung der Schulmedizin hinausgehen. So wird Krankheit im afrikanischen Kontext oft in einem kosmologischen Zusammenhang gedeutet, der Gott, die Ahnen sowie spirituelle Wesenheiten wie Geister oder Dämonen umfassen kann. Entsprechend werden bei der Suche nach Heilung nicht nur SchulmedizinerInnen, sondern auch traditionelle HeilerInnen konsultiert. Afrikanische MigrantInnen bringen diese Krankheitskonzepte als kulturelles Gepäck mit nach Europa. Der Vortrag möchte anhand konkreter Beispiele aus der Gesundheitsberatungspraxis illustrieren, wie diese kulturell bedingten Krankheitskonzepte auf komplexe Weise mit anderen Faktoren interagieren, wie z.B. der mangelhaften kultursensiblen Schulung des Gesundheitspersonals, dem Zugang der MigrantInnen zum Gesundheitssystem, Problemen mit dem Aufenthaltsstatus oder mit der sprachlichen Verständigung, und so die medizinische Versorgung der MigrantInnen erschweren. Aus dieser Darstellung sollen Vorschläge für eine verbesserte Integration in die Gesundheitsversorgung abgeleitet werden.

Unterlagen zum Impulsreferat (Folien) (Größe: 59K)

Unterlagen zum Impulsreferat (Text) (Größe: 50K)

Bericht vom Workshop

DSA Christoph Pammer, MPH, MA

Kurz-Biographie

als Sozialarbeiter und Gesundheitswissenschaftler erfahren in Gesundheitsförderungs- und Versorgungsprojekten mit/für Zielgruppen mit Migrationshintergrund.
mehrjährige Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen in Österreich.
Arbeitsschwerpunkte und Interessen: Evaluation, Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitspolitik, Child Public Health.

Abstract: Die Auswirkungen von Migration auf die Gesundheit

Migration beeinflusst Gesundheit in vielfältiger Art und Weise. Der Vortrag bietet einen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten über erworbene und über Ländergrenzen hinweg getragene Gesundheitsressourcen und Krankheitsrisiken und deren Veränderung in der Aufnahmegesellschaft, wo die Determinanten ihre Wirksamkeit anders entfalten. Im Workshop soll gemeinsam daran gearbeitet werden, das Potenzial verschiedener Konzepte der Gesundheitsarbeit für die Förderung der Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich zu analysieren.

Unterlagen zum Impulsreferat (Größe: 2.3M)

Unterlagen zum Workshop (Größe: 945K)

Bericht vom Workshop